22/04/2025 0 Kommentare
"Drei" Schwestern erleben das Kriegsende in der Slowakei
"Drei" Schwestern erleben das Kriegsende in der Slowakei
# KK Kriegsende

"Drei" Schwestern erleben das Kriegsende in der Slowakei

"Drei" Schwestern* aus der Slowakei verließen wegen der Bombardierung von Bratislava die Stadt und waren zum Großvater nach Vyhne gezogen, einem kleinen Dorf im Landesinneren. Das schöne große Haus wurde zweimal von Soldaten besetzt: Zu Anfang des Krieges von den Deutschen auf dem Weg gen Osten, gegen Ende des Krieges von russischen Soldaten auf dem Weg gen Westen.
Die Familie musste dann jeweils in den Keller ziehen. Dort war es so kalt, dass die Mädchen im Winter den ganzen Tag im Bett spielten, um einigermaßen warm zu sein. Bei den Russen durften sie manchmal hoch zum Koch in die Küche und sich aufwärmen. Sie konnten sich zwar nicht unterhalten, aber bekamen von dem netten Mann auch Essen angeboten.
Die Slowakei hatte damals ein faschistisches Regime, das mit den Deutschen kollaborierte. Die Familie hatte viele jüdische Freunde, die sich verstecken mussten. Eine Familie war besonders eng mit ihnen verbunden: Der Vater, ein Gynäkologe, hatte die beiden Schwestern Susa und Viera zur Welt gebracht. Als die Bedrohung durch die Nazis zu groß wurde, baten er und seine Frau ihre Freunde, ihre jüngere Tochter Marika mit nach Vyhne zu nehmen. Die Mutter und der ältere Sohn wollten sich verstecken, doch für die Kleine schien dies zu gefährlich.
Die Familie kam also mit drei statt wie bisher zwei kleinen Mädchen in dem Dorf an. Sie gaben die drei Mädchen als ihre eigenen aus, obwohl jede und jeder in Vyhne wissen musste, dass die Familie zu dem Zeitpunkt erst zwei Kinder hatte. Die drei Schwestern fragen sich bis heute, wie das gut gehen konnte!
Viele versteckte Jüdinnen und Juden erwarteten sehnsüchtig den Vormarsch der Russen und die Befreiung der Slowakei von den Faschisten. Außerdem gab es in den Bergen Partisaninnen und Partisanen, die für die Befreiung des Landes kämpften. Die Situation war unübersichtlich, die faschistischen Herrscher wurden immer weiter zurückgedrängt.
Nachdem die russischen Soldaten Vyhne befreit und weiter gezogen waren, kamen Marikas Mutter und der Bruder, die in einem Versteck überlebten hatten, um ihre Tochter abzuholen. Der Vater war ins KZ verschleppt worden, überlebte, aber kam als sehr kranker Mann zurück. Er starb nur wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Doch davor brachte er noch die dritte Tochter Eva auf die Welt; das Mädchen, dass durch seine eigene Tochter in den Kriegsjahren sozusagen schon vorweg genommen worden war.
Die drei Schwestern* sind die Geschwister Susa und Viera, Jahrgang 1937 und 1939, sowie Eva, die 1947 geboren wurde. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 haben sich die drei Schwestern über die Welt verteilt.
Eva, die jüngste, lebt in Deutschland und hat diese Erinnerungen geteilt. Das Foto zeigt Marika, Susa und Viera zu der Zeit in Vyhne. *Der Name der Interviewten ist der Redaktion bekannt. Wir haben dem Wunsch entsprochen, die Kriegserinnerungen nicht unter dem vollständigen Namen zu veröffentlichen.
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