Kinder in ihrer Entwicklung stärken – Resilienz

Kinder in ihrer Entwicklung stärken – Resilienz

Kinder in ihrer Entwicklung stärken – Resilienz

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Kinder in ihrer Entwicklung stärken – Resilienz

Wenn wir über die Entwicklung von Kindern sprechen, fokussieren sich die Gespräche  meistens auf Kompetenzen wie Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche sich die Kinder im Laufe Ihres Heranwachsens aneignen müssen, um in der schulischen und später dann beruflichen Laufbahn zu glänzen. Natürlich fördert eine erfolgreiche schulische Laufbahn Selbstsicherheit und psychische Stabilität, aber in einer Zeit der neoliberalen Selbstoptimierung und Einschränkungen bewegt sich die seelische Verfassung in einem stetigen Spannungsverhältnis. Studien der Krankenkassen zeigen, dass den Menschen in Deutschland immer öfter psychisch Erkrankungen zu schaffen machen. So hat das Statista Research Department auf das steigende Arbeitsunfähigkeitsvolumen aufgrund von psychischen Krankheiten verwiesen (vgl. Statista Research Department 2022). Schutzfaktoren können hierbei Resilienz bieten. Diese sind beispielsweise gesunde Ernährung, Bewegung und sozialer Umgang.

In diesem Blog soll die Widerstandsfähigkeit, auch Resilienz, hervorgehoben werden. Warum sind manche Kinder besonders widerstandsfähig und erleben trotz negativer Einflussfaktoren einen „normalen“ Entwicklungsprozess? Was lässt sie mit Belastungen erfolgreicher umgehen als andere Kinder?

„Kinder werden als resilient (widerstandsfähig) bezeichnet, die in einem sozialen Umfeld aufwachsen, das durch Risikofaktoren wie zum Beispiel Gewalt, Alkoholismus oder Armut geprägt ist, oder die traumatische Kriegs- oder Fluchterfahrungen durchgemacht haben und sich dennoch erfolgreich entwickeln.“ (Haug-Schnabel & Bensel 2017, S.144).

Klaus Grossmann ist ein deutscher Psychologe und Verhaltensbiologe, der sich mit der Entwicklung von Resilienz bei Kleinkindern intensiv beschäftigt hat. Er hebt die Bedeutsamkeit von kollektiven Gruppen hervor, in denen sich ein Kind bewegt. Der Mensch ist so konstruiert, dass er viele Jahre lang in psychischer Sicherheit von älteren und weiseren Gehirnen lernen muss. Resilienz entsteht durch Bezugspersonen, die vorleben, wie mit Schwierigkeit und Misserfolg umzugehen ist. EntwicklungsbegleiterInnen von Kindern müssen demnach zugewandt, einfühlsam und zuverlässig sein. Sie sollten dem Kind Achtung und Liebe spüren lassen, damit ein Kind an sich zu glauben beginnt. Die Eltern und Familienangehörige spielen dabei eine unverzichtbare Rolle. Aber auch kollektive Gruppen wie Bildungsinstitutionen oder die Kirche können eine bedeutende und ergänzende Bedeutung tragen. Resiliente Kinder zeigen Verhaltensweisen, die psychische Sicherheit signalisieren, wie die Übernahme von Verantwortung, das Durchhalten, die Selbstbehauptung, der Humor, das Annehmen von Herausforderungen und die Lösung von Problemen.

Die Resilienzförderung bei Kleinkindern konzentriert sich hierbei auf bestimmte Faktorenbereiche. Haug-Schnabel und Bensel benennen folgende Förderbereiche und dazu passende Förderbeispiel:

  • Selbst- und Fremdwahrnehmung

Förderbeispiele:

  • Eigene Gefühle dem Kind durch spiegeln aufzeigen
  • Bei diffusen Gefühlen dem Kind Unterstützung bei der Differenzierung anbieten
  • dem Kind vorzeigen, die Gestik und Mimik von Personen anzuschauen, anschließend das Kind fragen (Was siehst du?) 
  • Selbststeuerung

Förderbeispiele:

  • Bei übermäßiger Erregung Struktur anbieten und mit dem Kind selbstregulative Handlungen vorleben und einüben
  • Erregungen frühzeitig erkennen und fragen aufgreifen (Was regt dich so auf? Zeige mir was dich aufregt.)
  • Als Vorbildfunktion Regulationsstrategien vorleben, aufzeigen und als Co-Regulation nutzen
  • Selbstwirksamkeit

Förderbeispiele:

  • Der Erwachsene gibt dem Kind Rückmeldung und reflektiert gemeinsam
  • Angemessene Anforderungen bieten (Zone der nächsten Entwicklung)
  • Reflexion über die Stärken des Kindes bieten 
  • Soziale Kompetenzen

Förderbeispiele:

  • In Dialogen darauf achten, dass das Kind die eigenen Worte wahrnimmt und Gesprächsführerwechsel als Regel einführen
  • Durch das Abgleichen von Selbst- und Fremdwahrnehmung bei Kindern die Fähigkeiten zur Konfliktlösung fördern
  • Erwachsene bieten in Problemsituationen Hilfe an und verweisen auf die Bedeutsamkeit von „sich Hilfe holen“
  • Problemlösen; kognitive Flexibilität

Förderbeispiele:

  • Systematische Reflexion von Handlungsabläufen durch Nachfragen (Was ist passiert?)
  • Ungewöhnliche Denkprozesse an alternativen Lösungen bestärken, merken und wieder thematisieren
  • Überwindungsperspektive eröffnen, damit Kinder Herausforderungen suchen

Die Widerstandsfähigkeit von Kindern muss immer wieder neu aktiviert und gefördert werden. Dies muss vom Kind selbst kommen, aber auch von seiner sozialen Umgebung. Der entsprechende Nährboden einer Resilienzförderung muss zuerst von den Bezugspersonen, später auch von Gleichaltrigen geschaffen werden.

Quelle: Haug-Schnabel, G. & Bensel, J. (2017): Grundlagen der Entwicklungspsychologie - Die ersten 10. Lebensjahre. 12. Auflage, Freiburg im Breisgau: Verlag Herder GmbH

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