1. Mai 2024: „Mehr Lohn, mehr Arbeit, mehr Sicherheit“

1. Mai 2024: „Mehr Lohn, mehr Arbeit, mehr Sicherheit“

1. Mai 2024: „Mehr Lohn, mehr Arbeit, mehr Sicherheit“

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1. Mai 2024: „Mehr Lohn, mehr Arbeit, mehr Sicherheit“

Der 1. Mai wurde erstmalig 1919 als gesetzlicher Feiertag in Deutschland gefeiert. Dajana Nevi-Sönksen, Vorsitzende der „Gemeinsamen MAV“ (GemMAV) im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg, begründet, warum es auch am 105. Jahrestag lohnt, für Arbeitnehmer*innenrechte zu demonstrieren.

„Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit.“ So rufen Gewerkschaften auch 2024 wieder zu den klassischen 1. Mai Demonstrationen auf. Was steckt hinter diesem Dreiklang?

Für mich steht hier vor allem die Frage nach der Sicherheit durch Tarifverträge im Mittelpunkt. Denn es waren Gewerkschaften, die durch ihr Recht zu streiken ein geregeltes Tarifsystem, eine wöchentliche Arbeitszeit sowie faire Löhne erkämpft haben. Durch den Tarifvertrag unserer Landeskirche (EKBO), der an die öffentlichen Träger angelehnt ist, sind wir in solch einem sicheren System.

Es gibt leider auch eine andere Seite: Etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer*innen arbeiten in Branchen ohne Tarifvertrag. Verträge und Arbeitszeiten werden da schneller ausgehebelt. Der 1. Mai ist mir wichtig, weil er mich daran erinnert, dass andere Arbeitnehmer*innen auch für uns kirchliche Mitarbeitende, die kein Streikrecht besitzen, mitstreiken.

Ist in der Ev. Kirche mit dem Tarifvertrag der Mindestlohn ein Thema?

Doch, natürlich ist das bei uns auch relevant. Ein Beispiel: Ein*e Mitarbeiter*in der Hauwirtschaft verdient 2000 Euro Brutto. Leider stellen wir hier selten mit voller Stundenzahl ein. Teilzeit verringert Bruttoeinkommen und so liegt das Gehalt unter dem Mindesteinkommen.

Auch im pädagogischen Bereich gibt es 50 Prozent Stellen. Häufig stocken wir diese durch zeitlich begrenzte Projekte auf. Da mag zwar das Geld reichen, aber die Stellen bleiben weiter unsicher, obwohl wir auf dem Arbeitsmarkt mit anderen konkurrieren, um pädagogische Mitarbeiter*innen zu gewinnen.  

Was wird in der Evangelischen Kirche rund ums Thema Arbeit in Frage gestellt?

Ich erlebe immer wieder Debatten, welche die Pausen in Frage stellen und das betrifft Arbeitgebende wie Arbeitnehmer*innen gleichermaßen. Es macht etwas mit dem Team, wenn Leitungsverantwortliche keine Pausen machen. Für Arbeitnehmer*innen ist es wichtig, den Stresslevel zu senken. Viele Studien haben nachgewiesen, wie gut eine Pause die eigene Gesundheit fördert. Nach Ruhepausen können wir produktiver arbeiten. Auch das lehrt uns die Forschung.

Welcher Herausforderungen siehst Du für den Bereich künstlicher Intelligenz in der Evangelischen Kirche?

Nur Bedenken gegen Künstliche Intelligenz (KI) zu haben, ist mir zu wenig. Aber nur neugierig zu sein, reicht mir auch nicht. Wir wissen, KI verändert unsere Arbeit und wird Jobs ersetzen. Aber wie revolutioniert sich die Arbeit genau und was wünschen sich Menschen im 21. Jahrhundert für ihren Platz in der Gesellschaft, wenn es nicht mehr der klassische Job ist, der uns erfüllt? Kirche könnte sich mit ihrem Menschenbild gut in solche aktuellen Debatten einbringen.       

Gibt es ein Motto, dass Dich bei Deiner Arbeit als MAV-Vorsitende begleitet?

Ja, das gibt es tatsächlich und es stammt von Mahatma Gandhi: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünscht für diese Welt.“

Das Interview führte Cornelia Schwerin

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