Wenn Unterschiede bereichern: Glaubenskurse im Gespräch

Wenn Unterschiede bereichern: Glaubenskurse im Gespräch

Wenn Unterschiede bereichern: Glaubenskurse im Gespräch

# Aktuelles

Wenn Unterschiede bereichern: Glaubenskurse im Gespräch

Bei Glaubenskursen gelingt, was in unserer Gesellschaft gerade fehlt: Zuhören, miteinander sprechen, Erfahrungen teilen, andere Meinungen aushalten. Dirk Möller im Interview über Erfahrungen in den Glaubenskursen. 

Bei einem Glaubenskurs kommen ja die unterschiedlichsten Menschen zusammen, was heute gar nicht mehr selbstverständlich ist. Wie gelingt das Miteinander in den Kursen?  

Das Miteinander gelingt gut, weil wir etwas machen, was sonst in unserer Gesellschaft kaum noch geschieht: Wir reden offen, teilweise sehr persönlich über Fragen und Erfahrungen im Glauben. Von daher sind die Unterschiede der Menschen nicht so entscheidend, eher sehr bereichernd und das Miteinander sehr wertschätzend.

Mir fällt das Bild des Reisens dazu ein: Wir sind gemeinsam unterwegs im Land des Glaubens. Ich verstehe mich als Reiseleiter und wir entdecken, gemeinsam die Dinge des Glaubens. Dabei habe ich mich vorbereitet und hoffentlich einen kleinen Wissensvorsprung, was es in diesem Land alles so zu entdecken gibt. Mancher hat das Land schon öfters bereist oder ist sogar seit Kindestagen dort beheimatet. Für andere Personen ist es eine Erstbegegnung.

Das wertvolle ist es, diese Entdeckungen und die Standpunkte und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu teilen.  Da entdeckt jemand aus der Gruppe Dinge, die mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen sind, oder die ich anders wahrnehme. Der nicht bewertbare Austausch über die Entdeckungen ist das eigentlich Wertvolle und Faszinierende an den Zusammenkünften.  

Welche Glaubenskurs-Form habt ihr gewählt?  

Wir haben uns an dem Konzept des Emmaus Kurses angelehnt.  Es kommt aus der anglikanischen Kirche und ist sehr dialogisch aufgebaut. Unter der Überschrift „Markenzeichen“ haben wir uns mit den Seligpreisungen aus der Bergpredigt befasst. Zu Beginn haben wir überlegt, wie wir das heute nicht mehr gebräuchliche Wort, „Selig sind“ ausdrücken können. „Freuen dürfen sich alle“, „Glückselig“ oder „Herzlichen Glückwunsch“ waren Ideen aus der Gruppe.  

Welche Glaubensfragen bewegen Menschen 2025?   

Die Teilnehmenden fragen nicht nach abstrakten Theorien, sondern darum, wie der christliche Glaube in einer Zeit von Unsicherheit und Krisen Halt geben kann. Sie tauschen sich über ihre eigenen Erfahrungen aus – über persönliche Herausforderungen, Überforderung oder Lebenskrisen – und entdecken gemeinsam, wie christlicher Glaube Orientierung, Kraft und inneren Frieden im Alltag schenkt.

Deutlich ist: Glauben kann helfen, schwierige Lebenssituationen zu meistern und das eigene Leben trotz aller Unsicherheiten sinnvoll zu gestalten. Menschen fragen zunehmend nach dem Mehrwert des Glaubens. Was bringt er mir, wo hilft mir mein Glaube im Alltag?  Und ich höre und spüre das Wort „Hoffnung“. Jede und jeder wäre gerne hoffnungsvoll. Nur: Worauf können wir eigentlich hoffen? Ist es möglich, anderen Menschen Hoffnung zu schenken?  

Was hat Dich überrascht?

Meinen letzten Kurs zum Glauben habe ich in der Bußtagswoche in der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin Marzahn durchgeführt. Dort haben viele Teilnehmende den Glauben in der DDR praktiziert. Sie tragen bis heute die Erfahrung mit sich, unter Einschränkungen, Zurücksetzung und gesellschaftlichem Druck kirchlich engagiert gewesen zu sein – ein Kontrast zur Freiheit kirchlichen Lebens in der alten Bundesrepublik und im vereinten Deutschland.  Wer seinen Glauben unter kritischen Blicken, gesellschaftlichem Druck und ideologischer Gegenwehr lebt, lernt, ihn bewusst zu begründen und standfest zu vertreten. Eine Erfahrung, die jüngere Teilnehmer*innen unter 40 Jahren nicht mehr kennen.  

In Kursen zum Glauben zeigt sich, wie wertvoll gemeinsames Entdecken ist: Man erzählt von persönlichen Erfahrungen, ringt gemeinsam um Verständnis, achtet aufeinander und hört einander zu. So entsteht ein Raum, in dem Glaube nicht nur gelernt, sondern erlebt und geteilt wird.     

Eure Kurse leben davon, dass ihr sie in Kooperation gestaltet. Mit wem hast Du in Marzahn kooperiert?  

Hier kam die Anfrage über den Ortspfarrer, Dr. Joram Luttenberger, an mich. Er ist der auch Lehrbeauftragter an der Ev. Hochschule Berlin und war mal Pfarrer der Königin-Luise-und-Silas Gemeinde. Ein uneingeschränktes "Ja“ zur Teamarbeit, zur Kooperation mit Gemeinden und engagierten Pfarr*innen – so werden die Glaubenskurse bunt, vielfältig und interessant. Auf diese Weise gelingen Kurse zum Glauben wirklich.

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed