14/11/2025 0 Kommentare
Verbunden in der Trauer: Juliane Göwecke im Interview
Verbunden in der Trauer: Juliane Göwecke im Interview
# Aktuelles

Verbunden in der Trauer: Juliane Göwecke im Interview
Die stellvertretende Superintendentin Juliane Göwecke im Gespräch über die „Gedenkfeier für Menschen ohne Angehörige“.
Frau Göwecke, was ist für Sie der berührendste Moment der Gedenkfeier?
Das Verlesen der Namen ist für mich immer der berührendste Moment. Wir werden 279 Namen nennen und das tun wir in großer Würde. Denn jeder der Verstorbenen hat in unserer Feier seinen Platz. Mich berührt auch, wenn ich beim Verlesen einen Namen kenne. Ich bin ja als Seelsorgerin tätig und begegne vielen Menschen. In der Gedenkfeier verbinde ich dann mit dem Namen einen Menschen, der mir seine Lebensgeschichte erzählte.
Warum wurde die Feier umbenannt?
Ursprünglich haben wir die Feier ja „Gedenkfeier für einsam Verstorbene“ genannt, aber damit erfassen wir nicht alle. Denn nicht jede oder jeder, der ordnungsbehördlich beigesetzt wird, ist tatsächlich einsam. Oft sind nur keine Angehörigen da, die eine Trauerfeier organisieren. Diese Menschen können durchaus gute Kontakte zu Nachbar*innen, Freund*innen haben und sie laden wir zur Gedenkfeier ein. Weil für sie die Trauerfeier gefehlt hat, sind Nachbar*innen und Freund*innen durchaus dankbar, in dieser Gedenkfeier einen Ort zu haben, wo sie trauern können.
Was wissen wir über die verstorbenen Menschen?
Wenn es Freund*innen und Nachbar*innen gibt, dann wissen wir sehr viel über die Verstorbenen und ihren Lebensweg. Aber es gibt auch die Menschen, wo wir nicht mehr als den Namen kennen. Die Gründe, warum keine Angehörigen da sind, um für eine Trauerfeier zu sorgen, sind ganz verschieden. Alles das kommt in unserer Gedenkfeier zusammen.
Wer kommt zur Gedenkfeier?
Eingeladen sind alle, die Anteil und Abschied nehmen wollen. Es gibt auch Menschen, die mit den Verstorbenen aus ihrer beruflichen Arbeit in Krankenhäusern, Beratungsstellen, in der Pflege verbunden sind und Abschied nehmen wollen. Und es kommen auch Menschen, die ein Zeichen gegen die Einsamkeit in unserer Stadt setzen wollen.
Wir haben uns ja für diese Gedenkfeier breit aufgestellt: Der Kirchenkreis richtet die Gedenkfeier aus, Superintendent Raddatz wird kommen, die stellvertretenden Superintendentinnen sind dabei, ein katholischer Kollege und der Vorsitzende der Islamischen Förderation wirken mit. Der Bezirk wird vertreten durch den Bürgermeister Jörn Oltmann und Stadtrat Oliver Schworck, durch Mitarbeitende aus dem Gesundheitsamt, Politiker*innen aus der Bezirksverordnetenversammlung und viele andere. Nur Ben Shalom und Friedrich-Wilhelm Schulze werden die Gedenkfeier musikalisch gestalten und Ehrenamtliche aus der Trauerberatungsstelle und der Apostel-Paulus-Kirche wirken mit.
Was wünschen Sie sich für die Gedenkfeier?
Ich wünsche mir, dass viele Menschen kommen, um Anteil zu nehmen. Und ich wünsche mir, dass es davor oder danach Gespräche über die Verstorbenen gibt. Auf diese Weise sind wir in der Trauer und in der Suche nach dem, was uns Hoffnung gibt, miteinander verbunden.
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