02/07/2024 0 Kommentare
Kinder und die Schulfähigkeit
Kinder und die Schulfähigkeit
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Kinder und die Schulfähigkeit
Das Konzept Schulreife ist überholt. Eine allgemeingültige Definition von Schulfähigkeit gibt es nicht. Vielmehr kommt er darauf an, wie die Kompetenzen des Kindes und die Erwartungen der Schule zusammenpassen. Schulfähigkeit ist demzufolge nicht nur eine Eigenschaft des Kindes, sondern entwickelt sich im Zusammenwirken der Beteiligten: Kind, Kindertageseinrichtung, Schule und Eltern. Kommunikation, Partizipation und Kooperation sind Voraussetzungen (Niesel 2015).
Tests, um schulfähige von nicht schulfähigen Kindern unterschieden zu können, sind nach wie vor unzuverlässig, da die daraus abgeleiteten Prognosen nachweislich unsicher sind. Sie messen lediglich den Entwicklungsstand eines Kindes zum Testzeitpunkt. Jede Schule hat ihr eigenes Profil, auch was die Gestaltung der Schuleingangsphase anbelangt. „Schulfähigkeit“ soll auch nicht heißen, dass Kinder schon zu allem fähig sein müssen, was in der Schule verlangt wird. Ein Schulkind wird das Kind in der Schule. Stattdessen müssen sich Eltern, pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte darüber verständigen, ob das Kind bereits fähig und bereit ist, ein Schulkind zu werden. Zu den Anforderungen, die mit Schulfähigkeit im Allgemeinen verknüpft werden, gehört geistige Fähigkeiten, soziale Kompetenzen und nicht zuletzt die Motivation und die Bereitschaft, sich anzustrengen.
Der Schulfähigkeit des Kindes stellt Niesel (2015) provokant die Kinderfähigkeit der Schule gegenüber: „Damit ist gemeint, dass die Schule als aufnehmende Bildungseinrichtung die Übergangsbewältigung jedes Kindes so unterstützen sollte, dass keine Kind zurückgestellt werden muss. Kinder werden nicht eingeschult (im passiven Sinne), sondern sie müssen den Übergang aktiv bewältigen und haben Anspruch auf eine pädagogische Übergangsbegleitung, die in Kindertageseinrichtung und Familie beginnt und in der Schule fortgeführt wird. Die Kindfähigkeit der Schule bemisst sich in erster Linie an ihrer Kompetenz, der gegebenen, immer wieder andersartigen Diversität der Kinder angemessen zu begegnen. Ein identischer Entwicklungsstand ist selbst bei identischem Geburtstag genauso wenig gegeben wie gleiches Temperament, gleicher kultureller und sozialer Familienhintergrund oder gleiche Muttersprache.
Bereit für die Schule ist ein Kind, wenn es bei zahlreichen Gelegenheiten erfahren hat, dass es selbstständig entscheiden und handeln kann, wenn es mit Erfolg und dem Bewusstsein eigener Fertigkeiten ebenso umgehen kann wie mit Situationen des „dosierten Scheiterns“, wenn es über Gruppenfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Rücksichtnahme, verbale Ausdrucksfähigkeit, Spielkompetenz und Frustrationstoleranz verfügt. Die kindlichen Lebens- und Lernbedingungen haben sich geändert, unser Entwicklungswissen hat sich vermehrt, also müssen sich auch unser „vorschulisches“ und schulisches Angebot entsprechend ändern. Wir haben die Aufgabe, dem Kind einerseits unsere kulturtypischen Fertigkeiten beizubringen, den Umgang mit vielfältigen Materialien und Werkzeugen zu ermöglichen. Dabei muss es sich auf Vorerfahrungen mit vergleichbaren Anforderungen beziehen und hierbei auf Wissen über seine Handlungsmöglichkeiten zurückgreifen können (epistemische Kompetenz). Auf der anderen Seite ist es auch Aufgabe, ein stabiles Selbstbewusstsein beim Kind entstehen zu lassen, was offensichtlich die wichtigste Voraussetzung ist, damit ein Kind im Vertrauen auf die eignen Fähigkeiten neue Situationen bewältigt und bislang noch nicht aufgetretene oder noch nie in Angriff genommene Probleme löst (heuristische Kompetenz).
Quellen:
Niesel, R. (2015): Schulreife oder Schulfähigkeit - was ist darunter zu verstehen?
www.familienhandbuch.de/kita/schule/uebergang/schulreifeoderschulfaehigkeit.php
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