22/04/2025 0 Kommentare
"Wir waren glücklich, nach Hause zu kommen."
"Wir waren glücklich, nach Hause zu kommen."
# KK Kriegsende

"Wir waren glücklich, nach Hause zu kommen."
Von einer missglückten Flucht in den Westen und dem plötzlichen Tod seines Großvaters erzählt Ingeburg T.*
Wir lebten in einem Dorf in der Schorfheide nördlich von Berlin. Im Frühjahr 1945 kam der Krieg in unser Dorf. Wir wurden aufgefordert, vor den anrückenden russischen Truppen Richtung Westen zu fliehen, als mein Großvater plötzlich starb und wir ihn noch am Tag des Aufbruchs beerdigen mussten. Ein Nachbar bot uns einen Platz auf seinem Fuhrwerk an, sodass wir ein paar wenige Habseligkeiten auf die ungewisse Reise mitnehmen konnten.
Je länger wir aber unterwegs waren, desto häufiger ließen wir Dinge zurück, die entbehrlich schienen. Nachdem wir auf amerikanische Soldaten gestoßen waren, durften wir nicht weiterfahren. Wir kamen in einer Schule unter, und ich weiß noch, dass wir in dem unbeheizten Gebäude sehr froren. Meine Mutter hatte uns jeden Kontakt zu den Soldaten verboten. Wir waren trotzdem neugierig und freuten uns über ein Lächeln wie auch über einen Bonbon.
Es dauerte aber nicht lange, und wir erhielten die Nachricht, in unser Dorf zurückkehren zu können. Wir fanden Haus und Hof nahezu unbeschädigt vor, allerdings fehlten einige Möbel und auch Frieda, unsere Ziege. Dennoch waren wir glücklich, endlich wieder zu Hause zu sein. Für uns ging an diesem Tag der Krieg zu Ende.
Ingeburg T.* aus Groß Väter in der Schorfheide.
* Der vollständige Name der Interviewten ist der Redaktion bekannt. Wir haben dem Wunsch entsprochen, die Kriegserinnerungen nicht unter dem vollständigen Namen zu veröffentlichen.
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