Wenn alles ins Wanken gerät: Ronald Oesterreich im Gespräch über das Projekt „Diagnose Demenz – wie weiter?“

Wenn alles ins Wanken gerät: Ronald Oesterreich im Gespräch über das Projekt „Diagnose Demenz – wie weiter?“

Wenn alles ins Wanken gerät: Ronald Oesterreich im Gespräch über das Projekt „Diagnose Demenz – wie weiter?“

# GZD/DiagnoseDemenz

Wenn alles ins Wanken gerät: Ronald Oesterreich im Gespräch über das Projekt „Diagnose Demenz – wie weiter?“

Die Diagnose wirkt wie ein Schock – Demenz. Das neue Projekt des Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg und des Geistlichen Zentrums für Menschen mit Demenz und deren Angehörige will Menschen in dem Moment, wenn alles ins Wanken gerät, Halt geben und Hilfestellungen anbieten.    

Wie ist es zu dem Projekt „Diagnose Demenz – wie weiter?“ gekommen?  
In Berlin leben aktuell etwa 65.000 Menschen mit einer Demenzdiagnose. In den meisten Fällen wird die Diagnose erst im fortgeschrittenen Erkrankungsverlauf gestellt. Durch verbesserte medizinische Möglichkeiten wächst aber die Zahl der Menschen, die bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung die Diagnose bekommen. 

Sie stehen meist allein und ganz unerwartet vor existenziellen Sorgen. Viele haben sich vorab noch nie mit dieser Krankheit beschäftigt und sind nun gefordert, ihr Leben darauf einzustellen. Auch das familiäre und soziale Umfeld ist gezwungen, sich auf die Veränderungen einzustellen. Aber die frühe Diagnose birgt eben auch Chancen. Die kognitive Leistungsfähigkeit ist noch vorhanden, mit der Erkrankung einhergehende Einschränkungen und Veränderungen sind noch nicht oder nur gering ausgeprägt. Wünsche und Hoffnungen können noch formuliert, Netzwerke geknüpft und das Wissen über die Krankheit und mögliche Verläufe angeeignet werden.    

Das Projekt wird von der Senatsverwaltung für Bildung gefördert. Was ist das Ziel Eures Projektes?  
Unser Angebot soll Hilfestellungen geben, gemeinsam mit anderen Betroffenen Perspektiven für den weiteren Lebens- und Krankheitsverlauf zu entwickeln. Wir werden Workshops in kleinen Gruppen anbieten, in deren Mittpunkt die Bedürfnisse der Betroffenen stehen. Da keine Demenzerkrankung wie die andere verläuft, ist es besonders wichtig, dass das Workshop-Angebot die individuellen Fragen und Vorstellungen reflektiert.  

Was plant Ihr konkret?   
Mithilfe von biografischen Interviews und Gesprächen mit "Frühbetroffenen" und Zu- und Angehörigen wollen wir Bedarfe ausmachen und diese methodisch und didaktisch umsetzen. Neben den Workshops planen wir beispielsweise eine erwachsenenbildnerische Reihe mit Modulen für Betroffene sowie Zu-und Angehörige, in denen Informationen zum Krankheitsbild gegeben und ethische Fragestellungen erörtert werden, das implizite Gedächtnis im Zentrum steht und gemeinsam neue Lebensperspektiven entwickelt werden. Wir wünschen uns, dass die Angebote Verstetigung finden und auch nach Förderungsende bestehen bleiben. Darüber hinaus wollen wir auch mit Medizinerinnen und Medizinern ins Gespräch kommen und Ihr Interesse auf das neue Projekt lenken.    

Was ist das Innovative an diesem Projekt?  
Wir wollen Personen mit einer frühdiagnostizierten Demenz mit erwachsenenbildnerischen Angeboten begleiten. In unserer Recherche haben wir nur wenige entsprechende Angebote gefunden. Im Anfangsstadium der Krankheit können sich die Betroffenen selbst noch artikulieren und mitteilen, was sie benötigen und was ihnen guttut. Welche Ängste bestehen und welche Wünsche? 

Später, bei einer "fortgeschrittenen Demenz", werden andere Wege benötigt. Diese besondere "Lebens- und Krankheitsphase" aus Sicht der Erwachsenenbildung zu betrachten, erscheint uns mit sehr viel innovativem Potential verbunden zu sein.     

Du hast lange Zeit als Dozent und Schulleiter gearbeitet. Seit zwei Jahren arbeitest Du im Geistlichen Zentrum Demenz. Was gefällt Dir an diesem Job?  

Ich habe schon immer sehr gern mit Menschen zusammengearbeitet, sowohl in meiner früheren Tätigkeit als Pädagoge als auch hier als Mitarbeiter im Geistlichen Zentrum Demenz. Für mich ist der Kontakt mit Menschen mit Demenz in vielen Momenten intensiv, berührend und immer eine große Freude. Und in meinen Gesprächen mit den An- und Zugehörigen und auch mit Pflegekräften erfahre ich viel über den Alltag und ihren Umgang mit Menschen mit Demenz. Alle diese Erfahrungen geben mir wichtige Impulse für meine tägliche Arbeit.

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