22/04/2024 0 Kommentare
150 Jahre Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg
150 Jahre Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg
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150 Jahre Zwölf-Apostel-Kirche in Berlin-Schöneberg
Am 11. Juni 1874 – vor 150 Jahren – wurde die Zwölf-Apostel-Kirche von Kaiser Wilhelm I eingeweiht. Er war es auch, der den Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler mit der Planung des Kirchenbaus beauftragt hatte. Zum Jubiläum widmet sich die Ausstellung „Mit äußerster Sparsamkeit“ anhand historischer Pläne aus dem Archiv der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde der Geschichte um die stets von Geldmangel geprägte Entstehung des Kirchengebäudes und seinen Werdegang. Neben Entwürfen des königlichen Architekten Friedrich August Stüler und historischen Original-Bausteinen zeigt die Ausstellung Fotografien, Postkarten und Gemälde der Zwölf-Apostel-Kirche. Den historischen Aufnahmen werden Fotografien von 2023/24 gegenübergestellt, um so die Entwicklung des Umfeldes der Kirche aufzuzeigen.
Kurz nach der Einweihung der Kirche wurde 1877 der Zwölf-Apostel-Chor gegründet, der einer der ältesten Berliner Kirchenchöre ist.
Im 20. Jahrhundert war Adolf Kurtz von 1922 bis 1948 Pfarrer in der Kirchengemeinde. Er war nicht nur Mitglied der „Bekennenden Kirche“, sondern schützte auch in der Pogromnacht am 9. November 1938 jüdische Kinder und Familien und verhalf ihnen zur Flucht. 1936 – während der Olympiade – hielt der Theologe Dietrich Boenhoeffer (am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet) in der Kirche einen Vortrag vor über 1.000 Menschen zum Thema „Das innere Leben der deutschen evangelischen Kirche“, mit dem er sich mutig gegen das NS-Regime stellte.
Eine besondere Geschichte erzählen die Kirchenfenster auf beiden Seiten der Empore. Im Zweiten Weltkrieg wurde die ursprüngliche Verglasung der Kirche fast vollständig zerstört. Nach dem Kriegsende war Fensterglas rar, aber dank einer Spende der Spirituosenfirma Gilka bekam die Kirche Ginflaschen, die im Kirchenfenster als „Glasbausteine“ eingesetzt wurden. Durch die Luft in den mehreren tausend Flaschen isolieren sie sogar den Raum. Bis heute bringt das schimmernde Grün der „Flaschenfenster“ eine besondere Stimmung in den Kircheninnenraum. Die Fenster, die unter Denkmalschutz stehen, besitzen eine große Anziehungskraft für Menschen aus aller Welt.
Die Zwölf-Apostel-Kirche liegt im Brennpunktgebiet der Kurfürstenstraße zwischen dem Straßenstrich und der Drogenszene. Von 1991 bis zur Corona-Pandemie hat sich die Gemeinde mit dem Verein „Mittwochs-Initiative e.V.“ in der Aids-Prävention engagiert und Spritzentausch und Kondomausgabe für Drogenabhängige und Prostituierte angeboten. Heute gibt es einmal in der Woche eine ehrenamtliche Lebensmittelausgabe für Menschen mit wenig Einkommen. Im Regenbogenkiez in unmittelbarer Nähe zum Nollendorfplatz besuchen viele queere Menschen die Kirche. Regelmäßig finden hier queere Konzerte statt und die „GayChurch-Gottesdienste“ sind stets gut besucht.
Auftakt für das 150. Jubiläum der Zwölf-Apostel-Kirche war das Festkonzert „Musikalische Reise – Vivaldi: Gloria, Mendelsohn-Bartholdy: Hör mein Bitten“ mit dem traditionsreichen Zwölf-Apostel-Chor. Über den ganzen Sommer finden unterschiedlichste Veranstaltungen zum Jubiläum statt.
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