Familienfreizeit nach Storkow vom 6.3. bis 8.3.2020

Familienfreizeit nach Storkow vom 6.3. bis 8.3.2020

Familienfreizeit nach Storkow vom 6.3. bis 8.3.2020

# SchöneMitteFamilien

Familienfreizeit nach Storkow vom 6.3. bis 8.3.2020

Erfahrungsbericht

 

Einen Bericht über unser letztes schönes Wochenende in einer Gruppe mit 20 Menschen zu schreiben, gleicht einem Rückblick in eine andere Zeit. Seitdem haben sich die Ereignisse überstürzt, Corona hat die Welt fest im Griff. Man ist angehalten, strikte Anweisungen zu befolgen und möglichst zu Hause zu bleiben, Sozialkontakte sind zu vermeiden. Umso glücklicher bin ich, dass wir vor der Verschärfung der Krise noch diese schöne Gruppenfahrt erlebt haben, denn:

 

Alles hat seine Zeit

 

 

Als ich mit meinem 9-jährigen Sohn Ben am Freitag Nachmittag an einer kleinen verlassenen Bushaltestelle am Ortsrand von Storkow ausstieg, fühlten wir uns wie auf einer Abenteuertour: Mit Koffer und Rucksack bepackt, folgten wir den etwas versteckten CVJM-Schildern matschige Wege rauf und runter, die uns durch eine urige Wald- und Wiesenlandschaft führten. Doch wie staunten wir erst, als wir vor dem riesigen Campareal standen: ein 34.000 Quadratmeter großes waldiges Gebiet mit direktem Seezugang und einem freundlichen, großen Gruppenhaus – und das alles für uns an diesem Wochenende! „Da haben wir es wohl voll getroffen, Ben“, war mein erster Kommentar, denn für uns war es die aller erste Gemeindefahrt.

Wir waren die ersten eingetroffenen Teilnehmer und wurden gleich sehr herzlich von Anna und Hanna begrüßt. An jeder Zimmertür hing ein Namensschild, und als wir „Jutta und Ben“ erblickten, fühlten wir uns sehr willkommen geheißen. Überall im Haus versteckt hingen bebilderte Zitate des berühmten Textes Salomos aus dem Buch Kohelet „Alles hat seine Zeit“: auf der Toilette, in den jeweiligen Zimmern, in den Gruppenräumen.... wo auch immer ich hinging, lagen kleine „Stolpersteine“ aus, die mich zum Nachdenken und Innehalten anregten: Zeit zum Umarmen, Zeit, sich aus Umarmungen zu lösen, Zeit zum Steine sammeln und Zeit zum Steine wegwerfen.... wann hatte ich mir das letzte Mal eigentlich so richtig Zeit genommen für das, was mir am meisten am Herzen liegt?

Zum Abendessen – und spätestens während des Abendessens – trafen dann die übrigen Teilnehmer ein: Kinder in allen Altersstufen und Väter und Mütter, die mir auf Anhieb so überraschend sympathisch waren. Vor dem Schlafengehen sangen wir alle zusammen im Gruppenraum, und die Kinder durften überall im Haus die versteckten Zitate suchen und schon mal paarweise sortieren. Alles hat seine Zeit. Was das wohl bedeuten mag? Gemeinsam ließen wir die Zitate auf uns wirken und fühlten ihre geheimnisvolle Dimension. Doch eine Versprechung für den morgigen Tag schlug hohe Wellen: Auf dem Areal fanden nämlich Bauarbeiten statt. Mit Baggern und einem großen Kran wurde der Strandbereich am See ausgebaut. Den Kindern wurde in Aussicht gestellt, morgen mit den Baggern mitfahren zu dürfen – das ließ die Herzen höherschlagen!

„Mama, ich bin glücklich, dass ich hier bin“, sagte mir mein Sohn Ben vor dem Einschlafen.

Kaum waren die Kinder im Bett, holten wir Erwachsenen die richtig guten Sachen raus: es floss Wein in Strömen, Schokolade und herzhaftes Knabberzeug schmückten den Tisch. Unwillkürlich musste ich an meine wilde Jugend und so manche Klassenfahrt denken...

Der nächste Tag wurde leider kühl und regnerisch, aber das machte unserer Freude nicht den geringsten Abbruch. Zuerst versammelten wir uns nach dem Frühstück im Gruppenraum, und als Anna und Hanna die Kinder fragten: „Könnt ihr euch noch erinnern, was das Motto unserer Wochenendfahrt ist?“, kam auch schon die prompte Antwort: „Baggerfahren!“

Es gab also kein Halten mehr. Doch zuerst machten wir eine Erkundungstour quer durch das ganze Areal und endeckten die Baumhäuser, die Kajaks, die Tischtennisplatten, die Badestelle, den Waldspielplatz und vieles mehr. Was für ein Traum!!! Ein wahres Kinderparadies. Nach dem Mittagessen durften die drei ältesten Jungs eine Schnitzeljagd vorbereiten und einen Schatz verstecken. Das war spannend! Aber das Beste war, dass sie alle drei unterwegs von den Baggerfahrern aufgegabelt wurden und mitfahren durften. Später durften auch alle anderen Kinder mit den Baggern mitfahren nachdem der Schatz gefunden war, und die großen Jungs, unter anderem mein Sohn Ben, durften sogar selber fahren und lenken. Das war das unübertroffene Highlight des Tages! 


Und natürlich endete dieser Tag in einem wahren Glücksrausch für Ben: Oma, Opa, Papa und besonders der große Bruder wurden angerufen, um von dieser Heldentat zu berichten.

Für uns Erwachsene endete dieser Abend ebenso feucht fröhlich wie der letzte, und reich beschenkt und sehr berührt durch viele gute und offene Gespräche, ging ich im Morgengrauen schlafen.

Unseren krönenden Abschluss bildete am Sonntag ein gemeinsamer Abschlussgottesdienst: Die Kinder hatten Luftballons aus Papier für jeden vorbereitet, die wir beschriften durften mit Gedanken an das, was wir gerne festhalten möchten, und für was wir unsere Zeit schenken wollen. Alles hat seine Zeit. Und leider gehen auch die schönsten gemeinsamen Erlebnisse einmal zu Ende.

Danke an unsere wunderbaren Gruppenleiterinnen Anna und Hanna, die uns mit so viel Herzlichkeit, Natürlichkeit und Lockerheit zur Seite standen und erst diese höchst lebendige und erfüllende Atmosphäre geschaffen haben. Und danke an alle Eltern und Kinder, die ich neu kennenlernen durfte. Ich hoffe sehr, dass wieder eine Zeit kommt, in der wir uns wiedersehen und gemeinsam Zeit verbringen können. Wie wenig selbstverständlich das ist, das wird wohl besonders in dieser Krise durch Corona klar. Bleibt alle gesund und passt auf Euch auf.

 

Jutta Czapski

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